Das Jugendprojekt
„SaLLo“
(ein nicht allzu ernstzunehmender Projektbericht –
vielleicht auch etwas langatmig … )
…. Vorwort und Outing
Unser Hobby macht Spaß, ein Hobbyprojekt lebt von und mit vielen Menschen aller Altersgruppen, die den Spaß enorm verstärken und sich manchmal auch lustig benehmen. So erlebe ich dieses Projekt und unser Hobby Modellfliegen in unserem Club. Und nun bin ich ganz ehrlich mit Ihnen. Ich bekenne ich mich nicht gerade schuldig, aber doch verantwortlich dafür, nachträglich, d.h. nach der Fertigstellung des Berichtes, das Vorwort geändert zu haben. Ich müßte Sie das nicht unbedingt wissen lassen, weil dies grundsätzlich nicht meiner eher verschlossenen Wesensart entspricht und Sie es darüber hinaus auch nicht merken könnten. Aber, aus der ursprünglich streng faktisch von unseren Vorständen, unter gnadenloser Einhaltung der gesetzten Termine, verlangten Schilderung mit sachlich korrekter Gliederung und scharfen Bildern für das Jahrbuch unserer 897-jährigen Vereinsgeschichte, sollte nun doch etwas entstehen, das an erster Stelle Sie ermutigen soll mit Ihrer Vereinskameradschaft und besonders Ihren Jugendlichen aktiv zu sein. Ich habe mir deshalb erlaubt, nicht nur sachlich zu berichten, sondern Ihnen auch einen Eindruck zu geben vom Spaß, den das Projekt immer noch macht. Sie können sich im folgenden Beitrag auf jeden Fall darauf verlassen, daß die enthaltenen Informationen aus Budgetgründen nicht umständlich von Dritten recherchiert werden konnten. Statt dessen wurden sie vom Verfasser als Projektleiter persönlich mit allen Konsequenzen hautnah erlebt.
Ich hoffe nun, Ihnen den Spaß am Planen und Bauen im Kollektiv plastisch vorstellbar machen zu können, wobei Sie mir eine gelegentliche übertreibende Verstärkung der Vorgänge aus rein didaktischer Notwendigkeit sicher nachsehen werden.
…. eine vorsorgliche Pause
Bitte prüfen, ob Sie weiterlesen und sich das antun wollen, wenn ja lesen Sie diesen Beitrag schnell und empfehlen sie ihn zügig weiter. Unser Verein braucht Geld, und Sie und Ihre Freunde könnten möglicherweise diesen wertvollen Beitrag künftig nur noch auf einer Pay-Site beziehen. Ich versichere Ihnen auch verbindlich, daß Sie wegen dieses Beitrags keinen Dialer installiert bekommen, da in diesem Fall vertraglich mein sofortiger Austritt aus dem Verein mit Rückerstattung meines letzten Monatsbeitrags vereinbart wurde. Schauen Sie bitte auch mal auf den interessanten Homepages unserer Sponsoren nach und fragen Sie dort mal den 10-Jahres-Bedarf Ihres Vereins an, ich glaube da geht dann richtig was.
…. Beipackzettel und Nebenwirkungen
1. Völlig unwichtig und Sie können dieses Kapitel gerne überspringen, aber unsere Mitglieder brauchen das. (Anm.: aus unbestätigten Quellen entschieden dies die Mitglieder vorsorglich und völlig unbegründet, da von meinem fliegerischen Vermögen auf die schriftstellerischen Fähigkeiten geschlossen wurde)
2. Schwere Nebenwirkungen sind nur beim Verfasser und den Projektmitgliedern bekannt. Da Sie vermutlich der erste und einzige Leser dieses Beitrags sind, befinden Sie sich in akuter Gefahr ein spontanes und zahlendes Mitglied im Modellclub Eningen u.A. zu werden. Dies führt zu einer sofortigen Erhöhung der Bewegungsgeschwindigkeit aller Ihrer Blutkörperchen, verbunden mit weiteren sehr angenehmen Erscheinungen, die wir während unserer Clubzeiten mehrmals wöchentlich an der Bar unserer Lokalität gemeinsam in Detail erörtern.
3. Wenn es Ihnen wider Erwarten wirklich schlecht gehen sollte nach der Lektüre dieses Artikels, können Sie sich nur mit einem Eintrag in unser Gästebuch helfen lassen. Sie gehören dann zu den 0,0001% unserer Leser, die vermutlich unbewußt unter dem Trauma einer leichten Verletzung mit einer Laubsäge im Alter zwischen 2 und 3 Jahren leiden. Lassen Sie sich wirklich helfen indem Sie sich in unser Gästebuch eintragen. Rechnen Sie vorsichtig damit, daß dieses Segelflugzeug dann eben nicht das richtige für Sie ist. Erleben Sie statt dessen das positive und lebensverändernde Glücksgefühl unserer vollen Fürsorge bei der Vermittlung einer aktiven Mitgliedschaft in einem Hubschrauberverein einer geschlossenen Anstalt.
4. Die Handlung wurde eben gerade nicht frei erfunden, sondern mit Vorsatz provoziert und in aller Konsequenz umgesetzt. Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen sind authentisch und wurden bewußt herbeigeführt. Da es sich trotz der erwarteten sagenhaften Flugeigenschaften unseres Projektseglers nicht um ein Märchen handelt, ließ sich dies leider nicht ganz vermeiden.
…. uns so ging`s los
Am Anfang wollten wir auf Anregung unseres Jugendpiloten Lorenz eigentlich eine sehr schöne Ganz-aus-Holz-„Sagitta“ nach einem älteren Bauplan und „halt etwas modifiziert“ bauen. Modifiziert heißt ganz einfach, eben so nach neuesten Erkenntnissen der Szene. Es sollte ein Flugzug besonders für unsere Vereinsjugend werden. Es sollten zwingend die letzten Erfahrungen der internationalen Wettbewerbsszene Fxy bis F3z einfließen, damit auch der etwas ungeübtere Pilot ohne Thermik in die Luft kommt und dort länger als die anderen bleibt. Natürlich sollte das Modell auch am Hang noch wenigstens eine passable Figur machen, zumindest so weit, daß man immer der Schnellste mit dem besten Steigen ist. Davon abgesehen durfte das Modell das Budget der Piloten nicht schmerzhaft belasten und mußte so auch unter Berücksichtigung der Betriebskosten entsprechend geplant, konstruiert und gebaut werden. Das Investitionsvolumen mußte demnach abgestimmt werden auf die mageren Erlöse des z.Zt. leider nicht nennenswert wachsenden Markts der auszutragenden Reklameblättchen, den die teilnehmenden Jugendlichen unseres Clubs im Umkreis von ca. 124 Kilometern um Eningen ohnehin schon zu 100% beherrschen. Ziel war es, diesen Apparat für 410 DM pro Stück ohne RC herzustellen. Mit diesen Vorstellungen ging es dann an die Öffentlichkeit, sprich zu den Vereinskameraden um das Interesse auszuloten und Mitmacher, ohne die ein Projekt nicht leben kann, zu gewinnen.
…. und jetzt kommt der Spagat mit zentriert integriertem vierfach gerolltem doppeltem Rittberger, gefolgt von einer kubanischen Flachspirale mit finaler Punktlandung
Da nun dieser ehrgeizigen, und in diesem Stadium noch scheinbar beherrschbaren Idee, eine ordentliche Anzahl von Individuen mit einer Vielzahl von Wünschen und einer noch weitaus größeren Vorstellung von Ausstattung gegenüberstand, ging es erst mal in eine fruchtbare, manchmal furchtbare, aber nie langweilige und immer demokratische, ..na Gesprächsrunde mit permanent erhöhtem Grundgeräuschpegel, wäre wohl diesem Vorgang der am nahe kommendste Begriff. Unter reger Anteilnahme unserer Vereinjugend und enormem diplomatischen Geschick besonders unseres Initiators Lorenz kristallisierte sich immer mehr ein Flugzeugkonzept heraus, das sich doch wirklich weit vor der ursprünglichen „Sagitta“ wegdebattiert hatte. Um nun dem Schöpfer der ursprünglichen „Sagitta“ mit ihren anerkannten internationalen Erfolgen beim Anblick unseres Projektes unverständige Blicke mit tränenden Augen bei zumindest leicht erhöhtem Blutdruck zu ersparen, fiel noch eine weitere Entscheidung: das Projekt brauchte einen anderen Namen. Außerdem gibt’s so keine Probleme mit etwaigen Ab- und Urheberrechten, militärischen Interessen, der GEMA und dem öffentlich rechtlichen Fernsehen, sowie anderen Piloten, die zufällig eine echte Sagitta fliegen und dem Finanzamt und den Zollbehörden.
Da es sich bei diesem Projektflugzeug um ein hartes Gemisch verschiedener Zutaten und Anforderungen handelt, wurden hinsichtlich des Namens verschiedene Gedanken entwickelt. Auf jeden Fall mußte der neue Namen den Ideengebern, dem Verein und dem Anspruch des Flugzeug am Himmel auf Alleinherrschaft zu ewig währenden Ehren gereichen. Unter Hinweis der Mitglieder auf die 897-jährige Vereinsgeschichte wäre der Name „Sagigaibumalor“ der treffendste gewesen. Dies steht nämlich für Sagitta zur Würdigung des Konstrukteurs und des Gedankenanstoßes. Zur Berücksichtigung des historischen Anspruchs unseres Vereins „Gaisburger Marsch“, der damals unter dem Druck Napoleons auch aus vielen Zutaten kurzfristig hergestellt worden war. Und Last Not Least der Anerkennung des Initiators Lorenz. Auch Wort- und Buchstabenspiele in anderen Zusammenstellungen ergaben mit dieser Kombination nichts richtig fetziges, denn es sollte ja auch ein Jugendprojekt sein, mit Wiedererkennungswert und vor allem viel Prestige.
Der neue Name wurde schließlich gegen die grundsätzliche und demokratische Mitbestimmungs- und Mitsprachetradition unseres Vereins (Anm.: die für absolut alle aktiven, ehemaligen und verstorbenen Mitglieder, auch die, die am Projekt nicht teilnehmen, gilt) von mir äußerst autoritär angeordnet. Ich begründete dies mit Gefahr im Verzug und konnte so doch einigen mitdenkenden Zeitgenossen im weiteren Verlauf begreiflich machen, daß wir nur so noch innerhalb dieses Jahrtausends endlich in die gestalterische und vor allem zerspanende Phase des Projekts kommen konnten.
Das Flugzeug heißt zu Ehren des Konstrukteurs der ursprünglichen Sagitta und Lorenz dem Initiator des Projektes und meiner vorhandenen Vorliebe für südländisches Brauchtum einfach „Sagitta `La Lorenzo“, kurz abgekürzt „SaLLo. Der dezent adelige Touch dieses Namens sollte den exquisiten Anspruch des Modells meiner Meinung nach auch ausreichend dokumentieren.
…. und das braucht jetzt unsere Vereinsjugend
…. Spannweite, oder viel hilft doch ein wenig besser
Aus den anfänglichen 2,85 Metern Spannweite (Anm.: paßt so übrigens zweiteilig gebaut zusammengeklappt unter jedes Jugendbett) wurde nun ein demokratisch ermittelter Mindestwert von 3,50 Metern (Anm.: die Projekt‘ ler bestätigten diese Größe spontan, da die bevorzugte Landewiese auf der Achalm ja doch immerhin ohne Wildverbiß schon 3,68 Meter breit ist) . Zur Aufbewahrung mußte, richtig gebaut, zwar nicht unbedingt Muttern‘ s Besenschrank zweckentfremdet werden, aber die elementarsten Transportprobleme des Fliegers waren zu lösen. In dieser Projektphase war im Club wochenlang kein einziger Meterstab mehr zu finden, weil mehrere Projektteilnehmer zuhause Vatis und Muttis Auto daraufhin zu prüfen hatten, ob der Flieger denn auch verstaut werden könne. Beruhigend können wir dem außenstehenden Leser hinzufügen, daß wir in dieser Zeit weder Metallsägen, größere Lochbohrer oder sonstige geeignete Blechumform- oder Dengelwerkzeuge für Karosseriearbeiten vermißt haben. Das Projekt können wir deshalb gerne auch bedenkenlos zur Nachahmung weiterempfehlen. Die Fläche wird nämlich dreiteilig gebaut, ein Rechteck-Mittelteil mit Trapez-Außenteilen.
…. Holzrumpf oder Besenstiel oder was gibt der Markt sonst noch her
Der ursprüngliche Holzrumpf war für diese Spannweite natürlich nicht groß und stabil genug und hätte ein Leitwerk in Dimensionen eines kleineren Airbus erfordert. Da die größere Fläche nun doch aufwändiger und mit wesentlich mehr Arbeit verbunden war, entschied man sich aus Rationalisierungsgründen dafür, doch mal am Markt nachzuforschen, ob ein zugekaufter Rumpf eventuell in das Budget integriert werden könne. Das machte Sinn, weil zu diesem frühen Zeitpunkt schon 10 Flugzeuge gebaut werden sollten und man doch bei dieser Menge mit einem entsprechenden Mengenrabatt und auch der Unterstützung der Jugendarbeit unseres aktiven Vereins seitens der Hersteller rechnen darf. Und hier hat der Markt gezeigt was er kann, zunächst interessierten wir uns für das Preisgefüge bei Fertigrümpfen.
…. Marktgesetze (Westeuropa) oder viel Kohle für Rumpf, obwohl keine Kohle drin
Es gab wirklich sehr schönes und für unser Projekt sehr geeignetes Material, aber für uns schließlich doch einen Hammer ganz empfindlich auf das Auge. Wir waren in einer Situation ähnlich wie damals auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt, ich glaube das war 1953 oder so, als dieser von den Insassinnen mehrerer Ausflugs-Autobusse „vo dr Alb ra“, vorwiegend älteren Damen, überrannt wurde. Jeder der etwa 30 Wäscheverkäufer des Weihnachtsmarktes wurde an diesem Tag von jeweils mindestens 224 Damen gefragt, ob er wollene Unterwäsche habe, man brauche mindestens ein 10er-Pack. (Anm.: der hundertjährige Kalender hatte wahrscheinlich einen kalten Januar mit heftigstem Bodenfrost vorhergesagt) Da zu dieser Zeit die Baumwollpflanzerei schon beherrscht wurde, das Mischgewebe bereits erfunden und gelegentlich schadstofffrei hergestellt werden konnte, war Wolle besonders wegen der regelmäßig unangenehm empfundenen Wechselwirkungen mit Haut etwas gröberer Porigkeit leicht aus der Mode gekommen. Niemand hatte also Wolleschlüpfer, aber im nächsten Jahr sollte sich das ändern und gewaltig rund gehen. Jeder Wäschestandbetreiber witterte ein gewaltiges Potenzial und deckte sich mit ungeheuren Mengen zum nächsten Weihnachtsmarkt 1954 ein, es wurden im Vorjahr ja insgesamt 67.200 Stück erfragt. Da der Markt so ungeheure Mengen verlangte, mußten die Preise natürlich an den Markt angepaßt werden. (Anm.: nicht für den Verfasser, der hat‘s schließlich auf dem PC und kann zurückblättern, sondern nur für den Leser: Diesen Punkt bitte merken, wir nehmen hierauf Bezug, aber bitte nicht falsch verstehen, das ist keine Kritik am Vorhandensein Ihres mehr oder weniger ausgeprägten Kurzzeitgedächtnisses ) Pech für die Händler dieses „schlüpferigen“ Milieus war aber, daß die Damen von der Alb in diesem Jahr nicht mehr zum Weihnachtsmarkt kamen, da es ja im letzten Jahr auch schon keine wollene Wäsche gegeben hatte und der hundertjährige Kalender vielleicht einen frühen Frühling vorhersagte.
Unser Club ging natürlich nicht auf den Stuttgarter Weihnachtsmarkt um die geeigneten Rümpfe zu finden. Vom Feuer des Projektes beseelt fand eine ganz tolle Aktion in großer Eigeninitiative der Projektteilnehmer über alle Medien und Quellen der fliegerisch zivilisierten Welt statt. Unter Mißachtung jeglicher Kosten wurde der Markt von unseren Teilnehmern telefonisch, per Fax, per E-Mail und per Post und im Internet aber wirklich in der Tiefe durchgepflügt. Hurra, wir hatten es geschafft. Es gab tatsächlich drei bis vier verschiedene Rümpfe, die die Geschmacksnerven unserer Projektteilnehmer im Zentrum trafen. Da wir diese Aktivitäten unter den damals dann schon auf 13 Piloten angewachsenen Teilnehmern aber nicht so genau koordiniert hatten, wurde bei manchem Hersteller von Flugzeugrümpfen (Anm.: aber meistens waren es Vertreiber von „östlicher Ware“) wohl mehrfach angerufen. Diese Hersteller mußten sich so zwangsläufig vorgekommen sein, wie die Kollegen aus der Wäschebranche im Jahre 1953 auf dem Weihnachtsmarkt.
Von dem favorisierten Hersteller bekamen wir bei der Abnahme von 15 Rümpfen mit V-Leitwerk einen Preis von 160 DM je Stück incl. Ust. angeboten. Und dann ging es ganz zackig: kurze Besprechung im Club, große Einigkeit der fliegerischen Gemeinde, Zustimmung aller Piloten, Beschluß zur zügigsten Bestellung mit Lieferung vorgestern, erst mal Aufatmen und da diese Kuh vom Eis war, eine kleinere Feier im Casino unseres Clubheims. In der darauffolgenden Woche schritt man zur Tat und nahm zunächst telefonischen Kontakt mit dem Anbieter auf. Schon mit etwas Stolz, denn 15 Rümpfe bestellt und verkauft der Anbieter schließlich nicht jeden Tag, verlautbarten wir unseren Beschluß. Innerhalb der letzten Woche müssen aber wohl unvorhergesehene Turbulenzen innerhalb der Harzpamper-Branche bestanden haben, oder der Anbieter hatte sich angesichts der vielen Rümpfe mit dem Dagobert-Duck-Virus angesteckt und hatte die Dollar-Zeichen in den Augen. Dies können wir natürlich nur vermuten, da dem Besteller kein Bildtelefon zur Verfügung stand. Andere Symptome dieses Virus, wie im Gesprächsverlauf zunehmend zitterige Stimme und Tropfgeräusche durch übermäßige Schweißentwicklung, legen diese Vermutung jedoch nahe. Auf jeden Fall sollten die Rümpfe jetzt zwischen 260 DM und 280 DM kosten! (Anm.: …. tiefes Durchatmen, Ausmaß dieser ungeheuerlichen Aussage abschätzen, Projekt in Gefahr, Maßnahmen einleiten zum beschleunigten Abbau des ausgeschütteten Adrenalins, Telefonheizung einschalten zur Fortführung des nun plötzlich äußerst unterkühlten Gesprächs). Die Diskrepanz zwischen dem Angebot der Vorwoche und der jetzigen Preisgestaltung wurde uns ganz einfach erklärt. Schuld an dieser Inflation sei ein „östlicher Volksstamm“, der an dem dicken Geld, das man in Deutschland mit deren Produkten verdiene, einfach besser beteiligt werden wolle. Da man in Deutschland so viel Steuern zu zahle habe, konnte die Kalkulation nun eben gerade so noch diesen Betrag ergeben, viel verdient daran ist sowieso nicht und der sei ja so günstig, auch angesichts der enorm vielen Anfragen, die man für diesen „Über-Super-Rumpf“ erhalten habe. Ganz überzeugend vorgetragen war diese Begründung für uns nicht, weshalb wir nicht kampflos beigeben wollten. Da Deutschland diplomatische Beziehungen zu diesem angeblich gierigen Volksstamm unterhält, haben wir den Bundesnachrichtendienst, Bundeswehr und die dortige Botschaft damit beauftragt, unser Jugendprojekt zu retten. Vermutlich wegen Budgetkürzungen und fehlender Fahrbereitschaft geeigneter gepanzerter Fahrzeuge konnte aber unser Anliegen bis heute noch nicht erledigt werden. Sehr, sehr verstimmt über diese Schlamperei und die fehlende Bereitschaft unseren Club zu unterstützen, ist es uns leider auch nicht gelungen, einen Regierungswechsel herbeizuführen.
Einvernehmlich waren wir alle der Ansicht, daß solche inflationären Tendenzen für unser Hobby insgesamt sehr schädlich sind und demnach keinesfalls unterstützt werden dürfen. Wir haben uns fürchterlich gerächt beim Hersteller, der keinen Auftrag bekommen hat und bei den Verantwortlichen unseres Staates, die nun eben keine Steuern einnehmen konnten. Intern konnten wir diese Niederlage am darauffolgenden Wochenende nur im Kollektiv durchstehen. An der Bar unseres Vereinslokals fand jeder nicht nur ein der Situation angemessenes Getränk, sondern auch die von dieser Situation geforderte Menge und für den anderen tröstende Worte. Die düsteren Depression gingen mit später werdendem Abend immer mehr über in eine positive Grundstimmung. Mit später werdender Nacht, oder besser gesagt mit früher werdendem Morgen kam sogar eine ganz kämpferische Stimmung auf. Mit hundertprozentiger Zustimmung sollte es der Branche der Rumpfhersteller gezeigt werden und es sollte nun ein F3J-Nurflügler gebaut werden. Damit ließen sich schließlich die Projektkosten noch einmal senken und mit dem wonnigen Gefühl erfolgreich vernichtende Rache geübt zu haben, klang der Tag aus, bzw. der Morgen ein. An diesen Beschluß hat sich aber zum Glück am nächsten Clubabend aber niemand mehr erinnert.
…. Zufall ?? oder Lorenz gibt nicht auf !
Nachdem der favorisierte Kandidat jetzt halt nun eben nicht (Anm.: ..ätschagäbele..!!) in unserem Verein fliegen sollte wurde weitergesucht. Die alternativen Teile erfreuten sich jedoch keiner einheitlichen Sympathie und hätten schon eine ganz Reihe von Kompromissen gefordert, die nicht jeder einzugehen bereit gewesen wäre. Es folgten schlaflose Nächte und Kataloge wälzen, Zweifel und erhobene Zeigefinger mit teilweiser Schadenfreude derer, die am Projekt nicht beteiligt waren und uns ja schon vorher gesagt hatten, daß das Projekt mit diesem Budget niemals „laufen“ könne. Wir Projekt‘ ler waren aber fest gewillt, dem Projekt das Laufen beizubringen und antworteten denen mit dem erhobenem Zeigefinger konsequent mit einem erhobenen Mittelfinger.
Wohl eher zufällig wegen einer anderen Sache, aber mit weit geöffneten Augen und geschärften Sinnen, (Anm.: .. kommt bei ihm auch manchmal vor) war unser Initiator bei Uwe Gewalt im Geschäft und sah dort etwas, das vielleicht als Rumpf für unser Projekt in Frage kommen könnte. Herr Gewalt hat im Programm einen „Cobus“-Rumpf, der den Projekt‘ lern mit einer Vorliebe für ein segelfliegerähnliches Erscheinungsbild und denen, die das Modell elektrifizieren wollten, sehr gut gefiel. Die „Besenstiel-Fraktion“ war natürlich durch ganz andere Vorstellungen geprägt. Doch auch dieser Sparte konnte Uwe Gewalt helfen. Im Programm ist ein Rumpf Namens „Pylon“. Für die Zweckmodellfraktion bot dieser Hohlkörper eine gute Ausgangsbasis. Sehr knapp bemessen war allerdings die Breite des Rumpfbootes für unsere geplante Verwendung von Standardservos. In diesem Projektstadium waren uns auch die Gewichte insbesondere des Leitwerks noch nicht bekannt. Da wir praxistauglich und damit stabiler bauen wollten, schien das eher auf Wettbewerb ausgelegte verhältnismäßig kurze Rumpfboot hinsichtlich der Ballastierung ein kleines Risiko darzustellen. Der Zufall wollte jetzt, daß Herr Gewalt sich ohnehin schon mit dem Gedanken getragen hatte, auf der Basis des „Pylons“ einen modifizierten Rumpf zu gestalten, der zufällig unseren Vorstellungen absolut entsprechen sollte. Gesagt, getan und innerhalb kürzester Zeit hatten wir den ersten Prototypen zur Begutachtung in unserem Club mit vollem Erfolg. Dieser neue Rumpf heißt nun nach unserem Projekt „SaLLo“, schaut mal auf Uwe Gewalt‘ s Homepage, dort wird er sicher bald zu finden sein. Lieber Uwe Gewalt, Ihnen noch einmal herzlichen Dank für den Einsatz, die Unterstützung unseres Projektes und der Jugendarbeit unseres Vereins. Wir alle freuen uns darauf, mit unaufdringlich guten Rümpfen Ihres Programms in die nächste Saison zu gehen.
…. jetzt kommt das Eingemachte oder der Individualismus lebt
Da SaLLo- und Cobus-Rumpf mit Kreuzpendel- und V-Leitwerk lieferbar waren, entfachte sich eine Diskussion über die zu wählende Bauform, zuweilen auch über die generelle Notwendigkeit eines Leitwerks überhaupt (Anm.: .. macht ja doch nur Abtrieb und Widerstand, geht brutal auf die Leistung). Eine Einigung bzw. Festlegung auf eine einheitliche Bauform wäre auf jeden Fall frühestens nach dem Ableben des vorletzten Projektteilnehmers zu erwarten gewesen. Da es sich um ein Jugendprojekt handelt und der Projektleiter eher in die Altersklasse der Eltern dieser Jugendlichen einzustufen ist, erkannte der jüngste Projektteilnehmer dieses Risiko, den Flieger dann alleine bauen zu müssen. Auf sein inniges Drängen hin schluckte ich die Kröte und beschloß dann eben zwei Leitwerke zu bauen. Auch hinsichtlich der Anforderungen an die Klappenanzahl unterschieden sich die reinen Minimal-Gewicht-Alles-Weglass-Thermikflieger von den „Volle-Kanne-Wölbklappen-Besenstiel-Zweckfliegern. Und dann kommt noch einer daher, der meint, daß eine Thermikfläche beim Hangfetzen doch eher Nachteile hat, viel zu groß, zu tief zu dick, ach überhaupt.. (Anm.: Getränkewart und Kassier unseres Vereins behaupten, daß die Erlöse aus den Thekenumsätzen während dieser Diskussion für etwa 5-6 Vereinsflugzeuge gereicht hätten und sie während dieser Dauer bestimmt 20 bis 30 Holzbaukästen mit Fliegern von mindestens 4 Metern Spannweite fertig aufgebaut und eingeflogen hätten)
Diese Äußerung habe ich nicht mitbekommen und war zum Pech wahrscheinlich an diesem Tag nicht im Club oder auf einer längeren Geschäftsreise. Auf jeden Fall konnten das die damals Anwesenden wohl nicht auf sich sitzen lassen. Ich erfuhr von den Konsequenzen in einem persönlich überbrachten Einschreibebrief der Rechtsabteilung des DMFV, der die Anordnung enthielt, der Vereinsjugend noch eine Hangfläche zur Verfügung zu stellen. Es sei schließlich absolut unsittlich mit einer F3J-Fläche in die Nähe einer Hangkante zu kommen und sowieso wären wegen der unangemessenen Ausrüstung des Fluggerätes irreparable nachteilige Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen in diesem enorm labilen Lebensabschnitt (Anm.: … und wie Recht die vom DMFV mit dieser Feststellung doch haben !!) unbedingt und vorsorglich zu vermeiden. Also denn, dann gibt’s halt noch eine Heizfläche dazu.
Sehr gefreut hat uns das Interesse der Modellpiloten unseres benachbarten Vereins. Dort macht man mit 5 Flugzeugen an unserem Projekt mit. Da der Forderungskatalog nun vollständig zu sein scheint können wir den Umfang des Projekts wie folgt definieren:
3 Stück SaLLo-Kevlarrümpfe mit V-Leitwerk, Wölbklappen und zusätzlicher Hangfläche
1 Stück SaLLo-GfK-Rümpfe mit V-Leitwerk, Wölbklappen und zusätzlicher Hangfläche
2 Stück SaLLo-GfK-Rümpfe mit Kreuz-Leitwerk, Wölbklappen und zusätzlicher Hangfläche
5 Stück Cobus-GfK-Rümpfe mit Kreuzleitwerk Thermikfläche ohne Wölbklappen
1 Stück Cobus-GfK-Rümpfe mit V-Leitwerk, Wölbklappen mit Hangfläche
1 Stück Cobus-GfK-Rümpfe mit Kreuz-Leitwerk, Wölbklappen mit Hangfläche
Sowie zusätzlich 1 Wölbklappenfläche, 1 Hangfläche und eine Thermikfläche
…. Technische Daten
Spannweite
Gesamt 3.600 mm bis 3700 mm, je nach Ausformung des Randbogens
Profil
SD 7037
Wurzeltiefe
240 mm
Gewicht
erwartet ca. 2.200 – 2.400 g, je nach Ausstattung
Thermikfläche
gerades Rechteck Länge 1504 mm,
wahlweise mit oder ohne Wölbklappen,
Trapez 1 Länge 674 mm, V-Form 4 Grad
Trapez 2 Länge 284 mm, V-Form 4 Grad
Randbogen gewölbt
Hangfläche
gerades Rechteck Länge 1200 mm mit Wölbklappen
Trapez 1 wie bei Thermikfläche, Steckung jedoch mit 2 Grad V-Form
Trapez 2 entfällt
Randbogen ca. 100 mm profiliert, gerade
Flächenaufbau
Rechteckfläche
Holmkern Balsa mit Auflage 20 bis 36 CfK-Rovings je Seite,
38 CNC-gefräste Sperrholzrippen 3 mm,
Abschlußrippe aus 1,5 mm GfK,
Trapez 1
Holmkern hohl mit Auflage 15 bis 25 CfK-Rovings je Seite
D-Box aus Pappelsperrholz,
15 CNC-gefräste Sperrholzrippen 3 mm je Seite,
Abschlußrippen aus 1,5 mm GfK
Steckung 8 mm KfK
Trapez 2
Holm aus Balsa,
Nasenbereich Balsa beplankt,
6 Sperrholzrippen 3 mm je Seite
Randbogen
Balsabrett vorgebogen, Nasenbereich GfK-kaschiert
…. Herr Projektleiter, ab an’ s CAD, aber zackig!!
Der Entschluß und der Entwurf unseres Vorhabens stand nun also fest. Vorsorglich wurde kein fragender Blick mehr in die Runde geworfen, es hätte ja sein können und wäre bestimmt so gewesen, daß dann noch jemand aufgefallen wäre, daß das Ding besonders bei Windstille ja überhaupt nicht in der Luft stehen kann und das dringend noch geändert werden müsse.
Es folgte eine interessante Konstruktionsarbeit. Unser Projektdiplomat Lorenzo mühte sich sehr um die Grundzüge des CAD‘ s und arbeitete sehr gut zu. Besonders nachdem sich die Erkenntnis, wenngleich etwas zeitverzögert, durchgesetzt hatte, daß aus der Sicht einer CAM-Software zwei Linien erst dann miteinander verbunden sind, wenn Sie einen gemeinsamen Schnittpunkt haben, lief die ganze Konstruiererei dann richtig super. Geküsst von den Musen der neu erworbenen Fähigkeiten und den unbegrenzten Möglichkeiten der CAD- und CAM-Technik mit ihren gewaltigen Möglichkeiten entwickelten sich plötzlich viele eigene Ideen. So war etwa ab dem mittleren Stadium der Konstruktion ständige Aufmerksamkeit geboten, ob die erhaltenen Files auch wirklich zum Projekt gehören. Ein Motorspant z.B. mit einem Durchmesser von etwa 550 mm und einem auffallenden Lochbild, das sehr deutlich an einen mehrzylindrigen mindestens 400-cm³-Motor mit „Hydro-Mount“ erinnerte, konnte eigentlich nicht mehr zu den vorgesehenen Dimensionen des Projekts gehören. Auch das vorgeschlagene Material mutete eher nach Sägewerk als nach Flugzeugbau an, aber wer kann schon zu jeder Zeit immer über die Details der Eigendynamik unserer Projekt‘ ler auf dem Laufenden sein??
…. die Späne fliegen !!!
Bereits im Januar 2002 wurden dann die ersten Musterteile auf Paßgenauigkeit geprüft, zur Serienfertigung fehlte jetzt nicht mehr viel. Angesichts der erfreulich großen Anzahl der Teilnehmer standen aber auch ein paar Kapazitätsprobleme an, die gelöst werden mußten. Von den Nasenrippen der Rechteckfläche wurden alleine rund 1000 Teile benötigt. Mit meiner einspindeligen CNC-Fräse hätte die Herstellung schon recht lange gedauert. Wegen der unbegrenzten personellen Kapazitäten zu jeder Tages- und Nachtzeit war das zwar nicht wirklich das Thema, aber wir wollten ja schließlich mit dem Flieger in die frische Luft und nicht mit einer Staublunge in eine Nervenheilanstalt. Wir konnten den glücklichen Standort unseres Vereins im Zentrum des „Silikon Valleys der Schwäbischen Alb“ voll ausspielen und doch tatsächlich auf mehrspindlige Produktionsmaschinen zugreifen. Jetzt begann für den Projektleiter die bisher schönste Zeit, denn der Zugriff auf die Maschinen, die alle in Schichten rund um die Uhr eingesetzt waren, beschränkte sich meist auf Samstage von 6:00 Uhr bis 12:00 Uhr. Schön und sauber gefräst waren die Teile, ohne Grat, glatt, wie geschliffen, einfach eine Pracht. Mit viel Freude wurden unsere jugendlichen Helfer samstags früh gegen 6:00 Uhr eingesammelt und haben noch nicht mal bis 12:00 Uhr ein ähnlich faltenfreies und gepflegtes Erscheinungsbild wie die hergestellten Sperrholzteile erreicht. Zugegeben, der Projektleiter mußte auch aus den Federn, aber der Eindruck mußte entstehen, daß er im Gegensatz zu den jüngeren Projektfreunden in der Nacht schon mal in besagte Federn überhaupt hineingekommen ist. Die Gesetze zum Schutz der Jugendarbeit in Frühschichten wurden von uns gerade deswegen strikt befolgt. Die CAM wurde so parametriert, daß die Fräsmaschinen alle 90 Sekunden einen Warnton von sich gaben. Dies verhinderte tatsächlich, daß keiner unserer jugendlichen Piloten einschlafend in den komplexen Produktionsablauf geriet. Zudem fuhren alle Hochgeschwindigkeitsspindeln nach dem Warnton für 5 Sekunden auf maximalen Abstand zum Werkstück. Wir nahmen an, das müsse, für den Fall der Fälle, immer sicher reichen um ganz oder zumindest mit den wichtigsten Teilen von dem Maschinenbett kriechen zu können. Bei längeren Reaktionszeiten hätten wir den Piloten die Konsequenzen wirklich alleine tragen lassen müssen, da dann eine vernünftige Überlebenschance des Projektflugzeugs nicht gegeben gewesen, im Verein nur Frust entstanden und die Teilnahme an diesem Projekt ohnehin reine Zeitverschwendung gewesen wäre. (Anm.: diese Vorgehensweise wurde von unseren Mitgliedern im Hinblick auf die 897-jährigen Vereinstraditionen ausdrücklich gebilligt. Es bestand Einvernehmen darüber, daß die natürliche Selektion unter den Vereinsmitgliedern zu Zeiten der Vereinsgründung wesentlich erfolgversprechender war und unsere Jugend viel zu sehr verhätschelt wird) Alles hat aber wunderbar geklappt und niemand mußte vom Handsender auf Pultsender umsteigen. (Anm.: für diejenigen, die Hubschrauber fliegen und/oder diese Pointe nicht schnell genug begreifen um mit den anderen mitlachen zu können: das heißt so viel, daß alle Daumen noch dran sind).
Parallel hierzu arbeitete man in der Werkstatt des Projektleiters an den Teilen, die in geringerer Stückzahl zum Einsatz kommen sollten. Das war schon ein anderes Arbeiten, da die Zeiten sich mehr auf den Samstag Nachmittag und Abend einteilen ließen. Da die einspindelige Maschine außerhalb der geregelten Jugend-Frühschichten eingesetzt wurde, ging es wesentlich unverkrampfter zu. Der professionelle Umgang auch mit dieser Maschine wurde schnell erlernt. Beschleunigt hat diesen Vorgang die Erkenntnis, daß bei der mit 38.000 U/min drehenden Frässpindel ein nur unwesentlicher Drehzahlabfall zu beobachten ist, wenn ein Fremdkörper in die Fräsbahn gelangen sollte. Zügig frästen wir uns so mit expertenmäßiger Routine durch unsere Programme. Der Mit- und Nachwelt werden wir die Monotonie dieser Vorgänge ersparen. (Anm.: Den potentiellen Mitmacher wollten wir lediglich noch darüber informieren, daß ein Industriestaubsauger, wenn der Motor denn über die Saugluft gekühlt wird, bei entsprechend verstopftem Filtersack Temperaturen annehmen kann, die das Gehäuse spontan spröde machen kann und der Unterdruck in diesem Gehäuse dann zur Implosion führt. Die anzutreffenden Temperaturen können erheblich sein, sodaß als denkbare Alternative auch ein Brand nicht ausgeschlossen werden kann. Aus dieser Erfahrung empfiehlt der Projektleiter folgende Vorgehensweise: Zusicherung der persönlichen regelmäßigen Wartung der Filteranlagen gegen Abtretung der Kehrwoche an die Ehefrau. Mit einem weiteren freiwilligen und zusätzlichen Bonbon können sie noch weitere Punkte sammeln. Die Aufstellung eines Löschzugs der Reutlinger Feuerwehr während der Dauer der Fräsarbeiten beruhigt nicht nur die Nachbarschaft, sondern unterstreicht angemessen die Wichtigkeit unserer Jugendarbeit, macht optisch wirklich was her und kann nachweislich zu einer Optimierung der zumindest zeitweise sehr sensiblen Hormonsteuerung der Lebensgefährtin führen)
…. wer glaubt, das ist Alles, der sollte weiterlesen
Einige wichtige Arbeiten zur Durchführung des Projektes konnten auf Grund unserer 897-jährigen Vereinserfahrung im Umgang mit modernsten Werkstoffen bedenkenlos in die Hände von weiteren Projektpiloten delegiert werden. Der verzugfreie Aufbau der Flächen z.B. verlangt genau geschnittene Styroporunterlagen. Zwei herbe Rückschläge mußten wir allerdings hier Unvorhergesehenerweise hinnehmen.
Probehalber wurde, mit den ebenso CNC-gefrästen Formschneidrippen, aus älterem Restmaterial eine Unterlage geschnitten und dann ist es passiert. Zum ersten Mal in unserer langen Vereinsgeschichte wurde, da unser Vereinslokal in einem Schulgebäude ist, über die dort installierte Brandmeldeeinrichtung ein Feueralarm bei allen angeschlossenen Feuerleitwarten, dem technischen Hilfswerk und allen Blutspendezentralen des Landkreises signalisiert. Vermutlich mit leicht überhöhter Temperatur des Schneiddrahtes kam es im Juli zu einer vehementen Rauchentwicklung, die als Ursache für den Alarm zu sehen ist. (Anm.: .. was anderes kann der Rauchmelder ja schließlich nicht melden) Weshalb es aber zu dieser Übertemperatur überhaupt kommen konnte, wird z.Zt. nur vage vermutet. Möglicherweise war der Schneidbügel nicht an das dafür vorgesehenen Netzgerät, sondern an unseren 500 Ampere-Schweißtrafo angeschlossen. Genaueres werden wir Ihnen nach Abschluß der Ermittlungen mitteilen können. Diese können aber erst fortgeführt werden, wenn sich der Qualm vollends verzogen hat. Experten der pyrotechnischen Abteilung des Max-Planck-Institutes rechnen damit, daß dieser Zustand ab Januar des nächsten Jahres erreicht sein könnte. Die nun entstandene Zurückhaltung unserer Vereinsjugend bei diesbezüglichen Arbeiten läßt sich notfalls noch dadurch erklären, daß die Utensilien in dem dichten Rauch einfach nicht auffindbar sind.
Zweiter Rückschlag: Diejenigen, die das Styroschneiden gut beherrschen, beklagen sich wiederum aber über einen ungesicherten Nachschub. Wenn die Anlage schon aus dem Nirvana geborgen und die Schneidarbeiten aufwändig eingerichtet werden sollten, dann bitte sollte das Material auch komplett da sein. Nach spontaner Zustimmung für diese Vorgehensweise hat sich das Kollektiv der künftigen SaLLo-Piloten einen ganz harten Terminator, nämlich unseren „Matze“ für die Beschaffung des Materials ausgesucht. Benötigt werden eine Hand voll 5cm-Styroplatten, die von unserem lokalen Baumarktriesen allerdings, nach Ansicht des Terminators, zu inflationären Preisen offeriert wurden. Was wäre nun ein Terminator, der seinem Image nicht gerecht wird, ganz einfach eine Schmach für das Projekt und ein schlechtes Image bei den konservativen Vereinskameraden. (Anm.: das sind die mit dem erhobenen Zeigefingern) Andererseits befinden wir Projekt‘ ler uns verstärkt im Zugzwang, schließlich war unsere Antwort der gereckte Mittelfinger. Zur Kaschierung dieser Situation verständigten wir uns darauf, intern den Kameraden in seinem Kampf gegen diesen Riesen zu unterstützen, wir glauben an einen Sieg unseres Terminators, er wird den Baumarktriesen hinsichtlich Rabatten schon noch in die Knie zwingen und uns das dringend benötigte Material doch noch beschaffen. (Anm.: Die wirkliche Komplexität dieser Vorgänge näher zu erläutern hielten wir für projektschädigend und haben es deshalb erst gar nicht versucht) Statt dessen kamen wir überein, die Situation extern unter Bildung von zwei Gruppen, eine größere und eine kleinere, zu vertreten. Die kleinere Gruppe hatte den Standpunkt zu vertreten, daß es jetzt aber wirklich Zeit sei um das Styropor zu kaufen und Rabatte hin oder her, egal, jetzt muß es sein. Die größere Gruppe hatte den Standpunkt zu vertreten, daß man ruhig noch zuwarten solle bis unser Terminator gegen den Baumarktriesen gesiegt hatte. Dies würde sich allemal lohnen, da man das Styropor dann spottbillig aus der Konkursmasse erwerben könne.
Ein ganz wesentlicher Kostenfaktor waren die Kohlerovings. Je Flugzeug werden je nachdem, wie stabil der Inhaber seine Fläche bauen will, bis zu 200 Metern dieses High-Tech-Materials gebraucht. Die Errichtung einer eigenen Herstellung schien nicht elementar umsetzbar, wenngleich einige Grundgerätschaften bereits vorhanden waren. Experimente mit unserem Vereins-Wok, der zunächst an unserer favorisierten Grillstelle zur Weißglut gebracht und dann vorsichtig ein Nylonstrumpf eingelegt wurde, lieferten nicht die geeigneten Resultate. Sicher verliefen diese Versuche wenigstens zur Freude unserer Getränkekasse. Auch hier noch ein großes Lob an die Jugendlichen für ihre schnelle Lernfähigkeit und die Einsicht, diese Experimente nicht unter den Brandmeldern der Clubdecke durchzuführen. Mit einer Spende der Fa. Schempp-Hirth Flugzeugbau, Kirchheim/Teck, schließlich sollte dieser tragende Part des Projektes richtig Gestalt annehmen. Herr Biggo Berger versorgte uns großzügig mit Kohlerovings. Herr Berger, vielen Dank!
Trotz allem sind wir sehr weit gekommen mit unserem Vorhaben, die Rümpfe sind da, Flächenrippen für Rechteckmittelteile und das Trapez 1, sowie Holme und Hilfsteile sind fertig gefräst.
Interessant waren auch die Diskussionen um die einzusetzenden Rudermaschinen. Wohl jeder hatte so ein bis drei gebrauchte Servos mit mehr oder weniger abgenagten Getriebezähnen aus hochfesten Plastik in der Schublade liegen. Hinsichtlich der Stellkraft waren sogar solche vorgeschlagen, die ganze 0,8 Ncm entwickeln konnten und dabei super billig sind. Sollten diese nun verwendet werden, oder sollte man sich zum Geburtstag und Weihnachten, Ostern und Namenstag von der ganzen Verwandtschaft, bei der man sich noch nicht daneben benommen hatte, so etwas langweiliges wie eine gutes Ruderservo, etwa noch mit Metallgetriebe wünschen? Das Einsehen und Vernunft errangen schließlich, sehr zum Leidwesen unseres Getränkewarts und des Kassiers, doch die Oberhand und die Mehrheit der Piloteure entschied sich für ein Metallgetriebeservo. Mit enormer Unterstützung unseres Projektes durften wir durch Herrn Griesinger, Vertretung der Fa. Robbe und Hr. Hans Weiss, Fa. Weiss Modellbau Gomaringen, rechnen. Mit Ihrem aktiven Einsatz konnten wir in dieses anspruchsvolle Projekt auch gute Servos, nämlich die Robbe FS 500 MG, integrieren. Insgesamt werden mehr als 60 Stück dieser Servos mit uns in die Luft gehen. Herzlichen Dank auch an diese Herren.
Nachträglich betrachtet könnten wir sicher schon etwas weiter sein. In diesem Fall hätten wir aber sicher in einigen Punkten mit unserer 897-jährigen Vereinstradition brechen müssen, nämlich alles in Ruhe anzugehen, nichts zu überstürzen und kein Werkzeug in die Hand zu nehmen, wenn man nicht bauen will und nur die Geselligkeit im Club sucht. So hat es viel mehr Spaß gemacht und wir werden Ihnen, lieber Leser, garantiert noch einige Begebenheiten aus dem weiteren Verlauf des Projektes berichten können.